"Der "Spatz" tankt Strom aus der Steckdose
Von Peter Riesbeck
Versteckt man eine Rarität in der Garage? "Wir können das Auto leider nicht auf der Straße parken. Die Leute sind so neugierig. Das gibt Kratzer im Lack", sagt Bianca Söffker, Pressesprecherin der Skandia-Versicherung. Und weist den Weg von den Geschäftsräumen in der Charlottenburger Bismarckstraße hinunter zur Tiefgarage. Dort steht ein Unikum: das Elektromobil "Sparrow" zu deutsch Spatz. Der Charlottenburger Sparrow ist das einzige Modell des Typs, das außerhalb der USA fährt. Seit Oktober vergangenen Jahres rollt das Auto im Berliner Straßenverkehr. Zwei Skandia-Mitarbeiter fahren den Sparrow für ein Jahr zur Probe und nutzen das Auto für ihre Kundenbesuche. "Da gibt es schon mal große Augen", sagt Christian Krebs, einer der beiden Testpiloten. Der Wagen fahre sich sehr "direkt": "Das Fahrgefühl liegt zwischen Auto und Motorrad." Spatz mit Entenschnabel Rund 300 Kilometer haben Krebs und sein Kollege mit dem Wagen in den letzten Monaten zurückgelegt. "Die weiteste Strecke ging bis raus nach Zossen", berichtet Krebs, "dort mußte das Auto erstmal an die Steckdose." Der Sparrow tankt Normal-Strom 220 Volt aus der Haushaltssteckdose. In zwei bis drei Stunden sind die 13 Blei-Akkus wieder aufgeladen. Die Batterien versorgen den Motor des Wagens mit Strom. Bis zu 100 Kilometer Spitze lassen sich mit dem 20 PS-Motor schaffen. Dann sinkt aber die Reichweite. "Bei sparsamer Fahrweise kommt man mit dem Wagen rund 100 Kilometer weit", berichtet Krebs. Bei weiten Strecken kann es also schon mal Probleme geben. "Aber im Stadtverkehr würde ich den Sparrow jederzeit privat nutzen". Die langgezogene Schnauze brachte dem Sparrow den Spitznamen "Entenschnabel" ein. Mit seinen drei Rädern erinnert der Einsitzer an einen Messerschmitt aus den fünfziger Jahren. Allerdings ist in dem Wagen neueste Mikroelektronik eingebaut. Ein Motorola-Chip überwacht das Gaspedal und optimiert den Energieverbrauch. Der Berliner Johannes Zausch hat den Deutschland-Import des Sparrow übernommen. Einen Wagen hat Zausch für zwölf Monate an die Skandia-Versicherung vermietet, für zirka 25 weitere Autos gibt es Interessenten aus dem gesamten Bundesgebiet. Produziert wird das Auto in den USA. 1 500 Bestellungen liegen beim Hersteller Corbin bereits auf dem Tisch. 30 000 Mark kostet der Spatz. Dafür muß der Sparrow-Fahrer fünf Jahre lang keine Kfz-Steuer zahlen. "Und danach nur 50 Mark im Jahr", rechnet Zausch vor. Günstig ist für Sparrow-Fahrer aber nicht nur die Steuer: Einmal "Volltanken" an der Steckdose für 100 Kilometer kostet rund drei Mark."
Original-Pressemeldung der Berliner Zeitung
Seitdem ist viel Zeit vergangen. Der Original Controller machte Ärger, der BLDC wurde ausgebaut und gegen einen DC-Motor ersetzt und die Spannung von 156V auf 72V reduziert. Nach langer Standzeit in einer Scheune, ist der Sparrow seit 2011 endlich wieder auf der Straße und darf frei umherfahren.