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Reisen

Mittelmeer

1998 - Um's östliche Mittelmeer bis Israel

1998 sind wir mit einem alten Mercedes W123 240D bis nach Israel ans Rote Meer gefahren. Dieses Auto hat uns auch in den extremsten Situationen nicht im Stich gelassen. Schade, dass wir es wieder verkaufen mussten.

Reisevorbereitungen:

Einmal um's Mittelmeer - das wäre doch eine super Tour. Allerdings ist das recht weit und Nordafrika war uns nicht geheuer. Also wurde die Reise etwas gekürzt und sollte nunmehr von München bis nach Alexandria gehen - Israel wollten wir umfahren und von Jordanien direkt am Roten Meer nach Ägypten fahren. Dort dann nach Alexandria und mit der Fähre nach Ancona (Italien). An diese Fähre erinnerte ich mich aus meiner Kindheit. Damals fuhr unsere Griechenlandfähre nämlich immer noch weiter, nachdem wir in Patras oder sogar in Heraklion ausgestiegen waren. Und zwar nach Alexandria. Also ging ich davon aus, dass diese Autofähre uns auch zurückbringen könnte.

Tourverlauf
Die geplante Tour

Doch die Alexandria Fähre war eingestellt und fuhr nur noch die Strecke Ancona <-> Heraklion. Also mussten wir umplanen. Israel sollte ja eigentlich ausgelassen werden, doch von Haifa (Israel) fuhr ein Fähre nach Athen. Also musste die Tour nun doch bis Israel gehen. Wir buchten die Fährüberfahrt und hatten somit einen Zieltag, den es nach ca. 6500km Fahrt zu erreichen galt.

Womit fährt man eine solche Strecke? Mein damaliger Saab 900 war mir zu schade dafür, obwohl er mir mehr als zuverlässig erschien. Es sollte ein Auto sein, das in all den Ländern, in die wir fahren wollten auch existiert. So kamen wir auf einen Mercedes W123. Ein Arbeitskollege hatte einen von seinem Onkel geerbt, den er nach ein paar Jahren verkaufen wollte. Der sollte es werden - ein 2,4l Diesel in der Farbe *****braun. Keinerlei Elektronik - selbst die Zentralverriegelung ging mit Unterdruck.

Doch ist dieses Auto nicht in manchen Ländern durch die wir fahren wollten sehr begehrt? Also mussten ein paar Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden.

Alarmanlage
Stecker der Alarmanlage
Sicherheitsschraube
"Sicherheits"schraube
Wir hatten fünf Ersatzreifen dabei - Platz war in dem Auto genug. Wir waren zu Zweit und hatten nur zwei Koffer. Eine einfache Alarmanlage, aktiviert über einem Kopfhörerstecker im Kotflügel, den man einfach mitnahm, wenn man das Auto verließ, koppelte die Hupe und das Innenlicht. Tür auf -> Hupe an. Die Räder bekamen jeweils eine Innenvielzahnschraube. Der Kofferraum konnte mit einer Schraube durchs Blech zugeschraubt werden. Zuguterletzt nahmen wir noch "Mr-Bean-mäßig" das Lenkrad mit, wenn das Auto unbewacht stand. Wir hatten extra einen Rucksack dafür dabei.

Ein Auto kann man in die Länder rund um Deutschland problemlos mitnehmen, doch ab der Türkei brauchte man ein "Carnet de Passage" - eine Art Reisepass für das Auto. Dies stellte uns der Zoll in München gegen eine Kaution von 3000,- DM aus. Die Kaution sollte man zurückbekommen, wenn man am Ende der Reise das Fahrzeug wieder beim Zoll vorzeigte. Damit sollte verhindert werden, dass Fahrzeuge von Reisenden in's Ausland verkauft werden.

Neben Reifen und Kühlmittel habe ich noch alle Öle geprüft - Motor, Getriebe, Differenzial - alle OK. Auch die Schmierung der Hinterachsantriebsmanschetten wollte ich checken, aber aus der ersten, die ich prüfen wollte, kam nur etwas zähes Öl raus und so machte ich schnell wieder zu.

Das Reisebudget betrug 200,- DM pro Tag und die Reise sollte 30 Tage gehen. 100,- DM pro Nacht waren das Limit für Übernachtungen und der Rest bis max 200,- DM konnte für Essen, Sprit, Eintrittsgelder, Andenken... verwendet werden.

Zum Navigieren hatten wir den aktuellen Shell-Atlas sowie ein Garmin GPSMap 12 mit angeschlossenem Psion-Taschencomputer, auf dem (so weit ich mich erinnere) irgendwas von Touratech lief.

Los geht's
Kurz vor der Abfahrt

Also dann - Auf geht's! Auch wenn uns alle Freunde, Bekannte und Verwandte prophezeiten, dass wir die Tour nicht zu Ende bringen würden und aus irgendeinem Grund irgendwie früher wieder heimkommen müssten...

Österreich und Ungarn:

Ein wichtiger Aspekt so einer Reise ist: "Der Weg ist das Ziel". Manche fahren schnell irgendwo hin, um dann dort möglichst lange zu bleiben. Wir fahren, um unterwegs zu sein und andere Länder und Kulturen zu sehen. Unser Ziel ist unser Zuhause - in vier Wochen!

Der Start der Reise führte uns zunächst nach Wien, wo wir die erste Nacht blieben. Wien kannten wir beide schon, daher haben wir dort nur zu Abend gegessen, kurz in den Stefansdom geschaut, etwas in der Stadt gebummelt und am nächsten Morgen ging es dann schon weiter nach Ungarn. Ziel Budapest.

In Ungarn faszinierte uns die schöne und sehr platte Landschaft. Man fühlte sich um 100 Jahre zurückversetzt - auch wenn man sich das als junger Mensch eher so vorstellt, als das man es wirklich bestätigen könnte. Unterwegs sahen wir endlose Sonnenblumenfelder und Landarbeiter, die mit Muskelkraft Heu auf Pferdewagen luden. Dann kamen wir nach Budapest.

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Sonnenblumen, soweit das Auge reicht
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Feldarbeit wie vor 100 Jahren

Budapest war super restauriert und wir wussten gar nicht, ob wir lieber von Buda nach Pest oder von Pest nach Buda schauen wollten. Wir haben beides gemacht und so waren wir den ganzen Tag in der Stadt unterwegs. Von der Fischerbastei kann man das Parlament schön sehen. Der Dom musste besichtigt, die Kettenbrücke überquert und die alten Gebäude bestaunt werden. Und uns wurde bewusst, dass diese Reise kompromissbehaftet werden würde: Wir hatten einen strengen "Fahrplan", denn es galt ja die Fähre in Haifa zu bekommen. Also konnten wir von jeder Stadt nur ein paar Highlights mitnehmen. Fast ein bisschen, wie die Japaner, die in einer Woche Europa anschauen

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Das Parlament in Budapest
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Panorama entlang der Donau in Budapest

Weiter ging es nach Szeged und wir fanden es auf der einen Seite schade, dass unser Weg auf großen, gut ausgebauten Straßen geht, weil dort auch viele große LKW unterwegs waren. Andererseits war auf dieser Strecke gut voranzukommen. In Szeged, ertönte plötzlich ein Schrei vom Beifahrersitz, weil ein Sissi-Denkmal gesichtet wurde. Ich gurkte also kurzerhand auf den Bürgersteig, um für ein Foto anzuhalten. Doch der Bürgersteig war recht hoch und als wir wieder runterfuhren, machte es "Klonk" und der Endtopf von unserem Auspuff war abgerissen und klapperte unterm Auto lang. Also, drunterlegen, Endtopf aushängen und ab in der Kofferraum damit. Wir wollten weiter, und der alte Benz war im Innenraum ohne Endtopf nur unwesentlich lauter als mit. Am Abend übernachteten wir in Mako und der Gastwirt gab uns etwas Draht zum Reparieren. Mit Hilfe eines Swisstools sägte ich Schlitze in die Auspuffrohre und band den Auspuff mit dem Draht wieder zusammen. Das Ergebnis war OK, und der dreckige Auspuff lag nicht länger im Kofferraum.

Nachdem der Auspuff repariert war überlegten wir, was das eigentlich für ein Lärm ist, der, fast schon rhythmisch, die ganze Zeit zu hören war. Ich wollte wissen, welche Maschine diese Geräusche macht. Also sind wir losgelaufen in Richtung der Lärmquelle. Weit weg schien sie nicht zu sein. Aber da war keine Maschine - der Ort war einfach zu Ende und am Straßenrand lag ein Tümpel, aus dem der Lärm kam. Bei genauerem Hinsehen konnte man auch die Ursache erkennen: Tausende Frösche gaben dort ihr Abendkonzert. Nun gut - dann eben keine spannende, unbekannte Maschine. Nachts gaben sie Ruhe, die Mücken haben uns gefressen, und am nächsten Tag ging es über die Grenze nach Rumänien.

Rumänien:

Der erste Ort, den wir in Rumänien angefahren haben war Sibiu (Hermannstadt). Die Straße dorthin war etwas kleiner und die Landschaft wurde hügelig und waldig.

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Das erste “Draculaschloss” in Rumänien...
Die ersten verfallenen "Draculaschlösser" waren zu sehen. Doch dann kamen wir nach Sibiu, suchten uns ein Hotel und erkundeten diese Stadt, in der man früher Deutsch sprach, zu Fuß.

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In Sibiu (Herrmannstadt)

Zum Thema übernachten: Wir hatten ja nichts gebucht, sondern immer nur ein Etappenziel für jeden Tag. Vor Ort galt es dann als erstes, eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Für einen Pauschalreisenden mag dies der Horror sein, aber ganz ehrlich: Hotels und Pensionen leben davon, dass sie einen übernachten lassen, und auf der Strecke, wo wir unterwegs waren, war auch nicht mit ausgebuchten Übernachtungsmöglichkeiten zu rechnen. So war es zwar immer wieder spannend, wo man denn diese Nacht bleiben würde, aber es war nie kompliziert eine Bleibe zu finden.

Sibiu war wie ein verschlafenes Dorf - kaum Leute auf der Straße und irgendwie alles von gestern. Ein ordentlich renovierter Marktplatz mit alten Häusern und schnuckeligen Fledermausgauben auf den Dächern. Man spürte, dass diese Stadt einst reich und belebt gewesen sein musste. Es gab große Herrenhäuser und eine beeindruckende, orthodoxe Kathedrale.

Interessant war der Blick in die Kathedrale. Sie erschien auf den ersten Blick leer. Keine Bänke, nur Boden. An verschiedenen Stellen standen immer zwei Personen im Gespräch - ein geistlicher und ein Besucher. Wir dachten uns, dass wohl eine orthodoxe Kirche so funktionieren müsse und fanden die Idee ganz gut.

Wir wollten weiter nach Bukarest, nahmen aber bewusst nicht die große Straße über Brasov, sondern die kleine 7C - die "Transfagarasan".

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Die Transfagarasan in den Karpaten. Rechts der dichte Nebel im Tal.
Manche nennen sie die schönste Passstraße der Welt. Diese Straße führt mitten durch die Karpaten und hat herrliche Kurven und Ausblicke. Doch im Tal unten war erstmal Nebel. Und zwar irgendwann so viel, dass meine Frau ausstieg und vor dem Auto herlief, weil man keine 5m weit gesehen hat. Doch der Nebel lichtete sich bald und gab einen atemberaubenden Blick nach oben und nach unten frei. Oben am Pass machten wir Halt beim Waserfall, füllten dort unsere Trinkflaschen und führen dann an einem endlosen Stausee vorbei bis Pitesti. Von dort aus ging es weiter nach Bukarest.

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Die Karpatenlandschaft

Eigentlich war eine Übernachtung in Bukarest geplant. Wir kamen aus Richtung Westen in die Stadt und haben dort die schlechteste Straße erlebt, die wir jemals gesehen haben. Man bekam den Eindruck, dass sie absichtlich kaputt gemacht wurde, da solche riesen Schlaglöcher ja gar nicht von alleine entstehen können. Das Fahren ging nur sehr langsam und konzentriert und entsprechend genervt waren wir, als wir in Bukarest ankamen. Die Stadt begrüßte und mit eine Silhouette aus Fabrikgebäuden und Kaminen und erschien uns nicht sehenswert. Wir fotografierten aus dem Auto den Präsidentenpalast, drehten eine Runde mit dem Auto durch die Innenstadt und fuhren dann direkt wieder nach Süden raus, um in Giurgiu an der Grenze zu Bulgarien zu übernachten.

Bulgarien:

Es geht mal wieder über die Donau, die wir seit Wien immer wieder getroffen haben. Diesmal von Giurgiu nach Russe in Bulgarien. Der Grenzübertritt war eigentlich problemlos aber dauerte 2 Stunden. Wir wollten nach Burgas und dort irgendwelche Bekannten treffen und dort übernachten. Keine Bekannten von uns, sondern der Schwiegereltern - vielleicht eher eine flüchtige Bekanntschaft? Oder Freunde von Bekannten? Wir merken, dass wir das gar nicht genau wissen, aber wir haben ein Adresse. Wie auch immer, Burgas ist das Ziel.

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Die zugewachsene Ibrahim Pasha Moschee

In Razgrad halten wir an und schauen uns die Ibrahim Pasha Moschee an. Sie ist leider geschlossen, aber von außen auch schön anzusehen. Gras und kleine Büsche wachsen auf ihr. Wir kassieren einen Strafzettel, weil wir die Parkuhr vergessen haben. Es ist ein kleines Pappkärtchen, das aussieht, wie ein alter Fahrschein einer Dampflok. Die Politesse ist noch in der Nähe. Wir rechnen den Betrag um - es sind 50 Pfennig! Wir bezahlen und fahren weiter und schauen uns in Schumen die Zentralmoschee an. Ein sehr netter Imam zeigt und die Moschee von innen und es ist das erste Mal, dass wir ein Islamimsches Gotteshaus von innen sehen und erklärt bekommen - durchaus beeindruckend. Noch war uns nicht klar, dass in Istanbul noch endlos viel mehr Moscheen kommen würden.

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Die Zentralmoschee in Schumen...
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...und ihr freundlicher Iman

Wir erreichen Warna und fahren Richtung Süden nach Burgas. Unterwegs geht die Straße am Schwarzen Meer entlang und wir springen kurz ins erfrischende Nass. Hier könnte man schon auch mal Urlaub machen - es ist schön hier. In Burgas finden wir die Adresse relativ schnell und klingeln. Wir werden erwartet - interessant. Unser Auto darf über Nacht in eine Garage, weil das wohl sicherer ist. Das Lenkrad bleibt dran. Dann gibt es Abendessen und es wird Gewissheit: Wir können kein Wort Bulgarisch und unsere Gastfamilie kann nur Bulgarisch. Es wurde trotzdem ein sehr netter Abend und es war erstaunlich, wie viel man dann doch mit Händen und Füßen kommunizieren kann. Die Gastfreundschaft war einfach unglaublich, obwohl wir uns nicht kannten und klar war, dass wir uns wohl auch nie wieder treffen würden.

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Am Schwarzen Meer zwischen Warna und Burgas

Bulgarien wirkte auf uns sehr arm. Das Land hatte gerade erst einen Antrag auf Mitgliedschaft in der EU gestellt und wir spürten bei der Durchfahrt, wie groß der Unterschied zwischen dem "reichen Westen" und dem "armen Osten" sein kann. Bei der Abfahrt in München hatten wir Angst, dass unser Auto vielleicht in der Türkei "beliebt" sein könnte, doch in Bulgarien war sofort klar - für dortige Verhältnisse fuhren wir einen Neuwagen.

Wir verließen Burgas und fuhren über Kirklareli Richtung türkische Grenze. Es regnet. Erst ein bisschen, dann immer mehr. Es gießt, es schüttet, wie aus Kübeln. So einen Regen habe ich im Leben noch nicht erlebt. Wir fahren langsam, da die Scheibenwischer auf Höchststellung kaum die Wassermassen bändigen können, die die Windschutzscheibe herunterlaufen. Die Straße ist eine Riesenpfütze, der Keilriemen fängt das Quietschen an, da das Wasser ihn zum Durchrutschen bringt. Rechts am Straßenrand stehen immer wieder Autos, die bei dem Unwetter aufgegeben haben oder pausieren. Unser Benz fährt und fährt. Der Motor braucht keine Elektronik zum Laufen - er ist so konstruiert, dass man ihn aktiv ausmachen muss, sonst läuft er immer weiter. Das Lichtmaschinenlämpchen flackert, der Keilriemen quietscht leise, die Scheinwerfer werden dunkler - der Benz läuft und fährt. Ich verspreche meiner Frau, dass das Auto nicht stehen bleiben wird. Dann hört es ganz plötzlich auf zu regnen und wir sind durch die Sintflut durch.

Später erreichen wir die türkische Grenze und den ersten "spannenden" Grenzübergang. Unser Carnet de Passage musste gezeigt werden und das Auto bekam einen Stempel in seinen "Pass". Das Auto wurde von diversen Grenzern immer wieder von innen und von außen untersucht. Wir brauchten ein Zertifikat "vom Doktor", dass wir gesund seien und einreisen könnten. Und das funktionierte so: Man braucht 20 Minuten, um herauszubekommen, wo der Doktor ist. Ist man dann dort und hat die Begutachtungsgebühr bezahlt, würdigt der Doktor uns keines Blickes, sondern stempelt nur das Formular ab, mit dem man dann "gesund" erklärt wird und über die Grenze kommt. Doch es kam noch ein weiterer Grenzer, der auch nochmal das Auto anschauen musste und uns über die 5 Ersatzreifen befragte. Wir hatten den Eindruck, dass etwas Trinkgeld den Prozess beschleunigt hätte, aber das haben wir uns dann schlussendlich nicht getraut.

Also erklärten wir, dass es ja sein könne, dass uns jemand auf unserer Tour über Nacht alle vier Reifen klaut und wir dann nicht weiter kämen. Also hätten wir 5 Ersatzreifen dabei. Der Grenzer schaute uns und unser Auto mitleidig an und meinte dann, dass so was in der Türkei niemals passieren würde. Als wir dann sagten, dass wir gar keine Sorge in der Türkei hätten, aber ja noch nach Syrien und Jordanien weiterfahren wollen, wurde er versöhnlich, zeigte Verständnis und ließ uns endlich passieren. In der Türkei angekommen, verstanden wir seinen Blick besser: unser Auto war eher ein altes Modell im Vergleich zu denen, die von den Türken gefahren wurden.

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Nacht am Bosporus

Am Abend erreichten wir Istanbul und suchten uns ein Hotel in der Neustadt südöstlich vom Taksim-Platz, wo wir von unserem Balkon aus einen herrlichen Blick auf den Bosporus hatten. Auf dem Weg dorthin sind wir in einem Kreisverkehr hängen geblieben und haben uns nicht mehr rausgetraut. Zu viele Autos, die in einem dreispurigen Kreisverkehr gefühlt fünfspurig unterwegs waren. Wir sind also mehrmals im Kreis gefahren und haben irgendwann beschlossen, dass man wahrscheinlich einfach nur rausfahren muss und dann würde uns schon Platz gemacht. So war es dann auch. Bloß nicht warten, einfach machen!
In Istanbul wollten wir drei Nächte bleiben und die Stadt besichtigen.

Istanbul:

Obwohl Istanbul viel zu bieten hat, müssen wir uns auch hier auf die Highlights beschränken, denn wir wollen ja noch bis Israel weiterfahren. Auf dem Plan stehen der Sultanspalast, die Hagia Sophia, die Blaue Moschee, der gedeckte Basar, die Wasserspeicher von Kaiser Konstantin und die alte U- und Straßenbahn.

Unser Blick aus der Neustadt um den Taksim-Platz herum hinüber in die Altstadt mit den alten Moscheen und dem Sultanspalast ist herrlich. Gut, dass wir auf dieser Seite untergekommen sind. Wir merken, dass man Sehenswürdigkeiten oft besser aus der Ferne bewundern kann, als aus der Nähe. So sind auch Berge von weitem schöner (oder zumindest ganz anders schön) anzusehen, als wenn man auf ihnen herumläuft.

Am Taksimplatz gibt es Döner. Dazu Mineralwasser und frisch gepressten Orangensaft. Neben der Dönerbude ist eine Dönerbude, die fast wie eine Kopie der ersten aussieht. Links und rechts von beiden sind weitere Dönerbudenkopien und so setzt sich das fort. Es kommt uns merkwürdig vor, alle Dönerbuden an einer Stelle der Stadt direkt nebeneinander aufzubauen, anstatt sie strategisch zu verteilen. Es ist noch früh am Tag, die Buden sind noch nicht offen und uns ist auch noch gar nicht nach Döner.

Wir steigen den Berg hinab, gehen über die zweistöckige Galatabrücke in den alten Stadtteil. Dort besichtigen wir als erstes die Hagia Sofia. In der Vergangenheit mal eine Kirche, mal eine Moschee, war sie Ende der 90er gerade ein Museum and damit eine Touristenattraktion. Als Filmfan freue ich mich, heute an mehrere Drehorte des James Bond Films "Liebesgrüße aus Moskau" zu kommen. Das Gebäude ist gewaltig und irgendwie durcheinander geraten. Riesige Säulen und Vasen sind zu sehen, überdimensionale, runde Tafeln mit Schriftzeichen, kleine Mosaike mit Maria und Christusbildern. Auf den ersten Blick denkt man, man kann das gar nicht alles erfassen, dann merkt man aber, dass es so viel gar nicht zu sehen gibt. Es ist mehr die Größe, die beeindruckt.

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Hagia Sofia
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Im Versunkenen Palast

Als nächstes steigen wir hinab in den Versunkenen Palast, der als Wasserspeicher von Kaiser Konstantin in Auftrag gegeben worden sein soll. Die Konstruktion ist beeindruckend und nach dem Lärm und der Hitze draußen, eine unerwartete Stille und Kühle. Es läuft leise Musik im Hintergrund und die Säulen sind stimmungsvoll beleuchtet. Das Wasser im Speicher ist nicht hoch und ganz klar.

Es folgt ein kurzer Abstecher zur Blauen Moschee,die wir wegen eines gleich beginnenden Gottesdienstes nicht betreten dürfen. Es war uns aber möglich, einen Blick hinein zu werfen, und so sahen wir die unglaublich großen Säulen auf denen die riesige Kuppel dieser Moschee ruht. Mit 6 Minaretten, gehört diese Moschee zu den "Top-Moscheen" - schreibt der Reiseführer, denn je mehr Minarette eine Moschee hat, desto wichtiger ist sie. Weiter lesen wir, dass die Moschee in Mekka angeblich die einzige mit acht Minaretten, und damit die wichtigste Moschee, sei.

Wir schlendern noch durch den Gedeckten Basar und bestaunen die Dinge, die man dort kaufen kann. Irgendwie einfach alles. Es gefällt uns, dass es hier nicht nur Touristen gibt, sondern vor allem Einheimische hier zum Einkaufen gehen.

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"Tea to go" auf türkisch

Am nächsten Morgen frühstücken wir in einem Straßencafé, trinken türkischen Apfel- und Schwarztee und beobachten das bunte Treiben auf der Straße. Männer mit bunten Kleidern und einem Fez auf dem Kopf tragen riesige Wasserkannen auf dem Rücken und Becher und Tee im Bauchladen - "Tea to go" auf türkisch.

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Der ehemalige Sultanspalast

Dann gehen wir zum Sultansplast und besichtigen diesen ausführlich. Von der Nordspitze aus kann man auf den Bosporus sehen und links von uns liegt Europa und rechts Asien. Der Palast ist riesig und bietet Beschäftigung für mehrere Stunden.

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Angeln auf der Galatabrücke

Am Rückweg ist die Galatabrücke über beide Stockwerke am Geländer dicht an dicht voll mit Anglern. Nach der Brücke nehmen wir die U-Bahn "Tünel", die uns wieder auf den Hügel der Neustadt bringt. Sie soll die älteste durchgängig betriebene Standseilbahn der Welt sein. Das Fahrzeug ist auf Reifen und wird an einem Stahlseil im Tunnel den Berg hinauf gezogen. Oben angekommen steigen wir um in die Straßenbahn Tünel <-> Taksim, die uns in einem 10m langen historischen Wagen einmal durch die Fußgängerzone zum 1,5km entfernten Taksimplatz bringt. Die Dönerbuden sind jetzt in Betrieb - alle!

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Die Straßenbahn Tünel <-> Taksim
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Döner am Taksimplatz

Von Istanbul aus wollen wir weiter nach Izmir.

Wir fahren über die Bosporusbrücke und nehmen in Gebze die Fähre nach Süden, um den Umweg über Kartepe zu sparen (Anmerkung: Seit 2016 gibt es an dieser Stelle die Osman-Gazi-Brücke).

Türkei:

Unsere Tour sollte über Izmir nach Pamukkale gehen und von dort weiter entlang der Mittelmeerküste bis an die syrische Grenze

Bei Bursa sieht man den Uludag - einen hohen Berg, der im Winter auch zum Skifahren geeignet ist. Hätten wir hier nicht erwartet. Über eine landschaftlich schöne Strecke mit weiten Ausblicken geht es leicht hügelig weiter nach Izmir und etwas südlich davon quartieren wir uns in Selcuk ein.

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Störche auf dem alten Aquädukt in Selcuk
Direkt daneben liegt Ephesos. Die Fahrt war lang und Ephesos kann daher erst am nächsten Morgen besichtigt werden. Beim Abendessen in der Fußgängerzone bestaunen wir die vielen Storchennester, die auf jeder Säule eines alten Aquäduktes zu sehen sind.

Der Tag beginnt mit den Sehenswürdigkeiten von Ephesos anschauen. Der Tempel der Artemis steht dort - oder was davon übrig ist. Vieles aus dieser Gegend wurde ja nach Europa in Museen gebracht, und ist nicht mehr vor Ort zu sehen. Man kann vor Ort trotzdem die Zeitgeschichte spüren. Zum Glück ist es August und es sind erträglich viele Touristen da. Weiter geht's nach Pamukkale, doch wir beschießen einen Zwischenstopp (kleiner Umweg) in Aphrodisias einzulegen, das wir im Reiseführer entdeckt haben. Ein gut erhaltenes Amphitheater und ein fast neuwertiges Stadion erwarten uns hier - uns wir sind mit einem weitere Pärchen die einzigen Besucher.

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Das Stadion in Aphrodisias
Weiter geht die Fahrt nach Pamukkale wo wir uns ein Hotel am Fuß der berühmten Kalkterassen suchen. Wir laufen die Terassen hinauf - fast schon im Gänsemarsch mit vielen Einheimischen, die dort zum Besichtigen kommen. Es erscheint unwirklich, dass diese weißen Steine nur aus den Kalkablagerungen des herablaufenden Wassers entstanden sind. Obern angekommen hat man einen herrlichen Blick hinab auf die Kalterasssen und -bassins und auf der anderen Seite auf eine Ebene, in der ein weiteres Amphitheather steht. Es scheint gut erhalten zu sein, doch wir hatten heute schon eines und so lassen wir dieses aus. Es ist auch schon Spätnachmittag und so steigen wir hinab und essen zu Abend im Hotel. Wir sind fast die einzigen Gäste - die ganzen Tagestouristen sind wieder weg und wir genießen beim Essen den Blick auf die nun menschenleeren Kalkterassen von Pamukkale.

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Die Kalkfelsen von Pamukkale

Die Fahrt geht weiter. Durch Antalya fahren wir durch und sind über zig Kilometer entsetzt von den Hotelburgen die da im Nirgendwo stehen. Wir beschließen weiter zu fahren, bis der Massentourismus aufhört. Wir kommen durch Alanya und kurz dahinter finden wir in Gasipasa ein kleines Hotel. Das Abendessen ist gut und es gibt einen Pool. Alle anderen Gäste sind Türken und es fühlt sich daher kaum touristisch an.

Weiterfahrt nach Mersin oder Adana - mal sehen wie weit wir kommen und wo es schön ist. Wir fahren die kurvige Küstenstraße am Mittelmeer entlang und besichtigen in Anamur eine riesige Kreuzritterburg mit hunderten Wasserschildkröten im Burggraben. Weiter geht's immer am Meer entlang - super Strecke! In Silifke merken wir, dass wir nur noch einen Reisepass haben - der andere muss noch im Hotel in Gasipasa liegen. Das Problem war, dass einer von uns beim Check-In einen Pass abgeben musste, der andere hat den Check-Out gemacht, aber keinen Pass zurückbekommen. Da man nicht immer den Pass abgeben musste, fiel uns das nicht gleich auf. Also zurück nach Gasipasa. Die Küstenstraße war zwar schön, aber auch kurvig und beschlossen wir, eine "Abkürzung" durch's Landesinnere zu nehmen. Über Mut und Ermenek sollte es zurück nach Gasipasa gehen. Schaut man heute auf Google-Maps, so wird einem sofort klar, dass das keine Abkürzung ist. Mit den damaligen Möglichkeiten sah es schon danach aus.

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Die ehemalige Kreuzritterburg in Anamur

Also, ab ins Landesinnere. Schnell sind wir in Mut und biegen nach Westen ab. Die Straße stiegt an und wir fahren in die Berge. Sind bald auf über 2000m Höhe. Die Strecke ist gut und die Ausblicke sind ein Traum. Es geht zwar nicht mehr schnell voran, aber die Landschaft entschädigt uns für Alles. Die "Abkürzung" scheint sich daher gelohnt zu haben. Wir sehen bizarre Felsen auf der einen Seite, tiefe Schluchen mit einem Stausee auf der anderen. "Hierhin müssen wir eine eigene Reise ein anderes Mal machen", beschließen wir.

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Stausee im Taurus

In Ermenek sind wir etwas ratlos. Laut unseren Karten sollte eine Straße nach links abgehen, die uns wieder an die Küste führt, aber diese Straße ist nicht zu finden. Wir fragen. Leider können wir kein Türkisch und die Einheimischen dort keine andere Sprache. Sie erkennen Ermenek im Shell-Atlas, freuen sich, zeigen drauf und sagen "Ermenek". Mit Händen und Füßen machen wir klar, dass wir nach Gasipasa bzw. Richtung Alanya wollen. Wir bekommen mit ein paar Brocken Englisch (oder war es sogar Deutsch?) gesagt, dass wir weiterfahren müssten und dann ginge es irgendwann links - es soll aber weit sein...

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Bizarre Felsen im hohen Taurus

Nun gut, umdrehen gibt jetzt eh keinen Sinn mehr, es ist später Nachmittag. Also fahren wir tapfer weiter. Die Reifen schmatzen noch immer auf klebrigen Teerdecke der Straße. Die Landschaft ist immer noch gigantisch. Erst eine dreiviertel Stunde später und 35km weiter in Ugurlu kommt die Abbiegung, ein kleines Schild nach Esentepe (5km). Wir sind 50km Luftlinie von der Küste weg. Wir biegen ab und die Straße wird zur Schotterpiste. Am Anfang noch schön glatt wird sie zunehmend schmaler und hat mehr und mehr Schlaglöcher. Wir fahren zwischen 20 und 30km/h. Die Sonne wird bald untergehen und nun kommt ein kleines Schild, das uns verrät, wie weit es noch bis zur Küste ist: 105km!

Also weiter. Solange es noch hell ist, können wir knapp 30km/h fahren, aber dann wird es dunkel, und dunkel heißt dort auch wirklich dunkel. Das dunkelste Dunkel, dass ich bisher kennengelernt habe. Keine Lampen im Umkreis von zig Kilometern - nur ganz entfernt mal ein kleiner Lichtpunkt, so dass man weiß, dass man nicht auf einem fremden Planeten ist. Wir machen so viel Licht an wie möglich. Nebel und Fernlicht, und bald stelle ich die Scheinwerfer tiefer ein, damit sie nicht einfach ins Schwarz hinaus leuchten, sondern auf die Piste vor uns. Mehrfach mache ich eine Vollbremsung, weil nicht klar ist, ob die Strecke geradeaus weitergeht, oder dort der Abgrund kommt. Wir fahren 10-20km/h und stellen uns auf eine mögliche Übernachtung im Auto ein. Bei einem der tieferen Schlaglöcher hat sich unser Endtopf wieder verabschiedet und nun liegt er wieder im Kofferraum.

Doch irgendwann sind die 100km Piste geschafft und wir befinden uns wieder auf der Küstenstraße, wo wir noch eine knappe halbe Stunde nach Süden brettern müssen, bis wir wieder am Hotel sind. Es ist kurz nach Mitternacht, wir klingeln den Rezeptionisten raus und erklären ihm die Situation mit unserem Pass und unsere Odyssee durch den hohen Taurus. Er entschuldigt sich vielmals und wir bekommen sofort ein Zimmer und sogar noch ein Abendessen.

Syrien:

Wir haben einen Tag verloren und den müssen wir heute aufholen, sonst ist unsere Tour nicht mehr im Zeitplan. Nachdem wir geprüft hatten, dass wir beide Pässe haben (Ab jetzt war die Regel, der, der eincheckt, muss auch auschecken), ging es weiter. Wieder die Küstenstraße entlang, die uns nicht mehr mühsam oder kurvig vorkam. Wir fuhren durch Kizkalesi, wo eine Kreuzritterburg vor der Küste im Meer liegt. Weiter über Mersin, Adana bis nach Iskenderun. Die Kreuzritterburgen stehen hier fast wie die Reihenhäuser und immer wieder sieht man eine links oder rechts entlang der Strecke. In Iskederun fängt bei "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" die Tour nach Petra an und dort wollen wir ja auch hin. Daher übernachten wir standesgemäß im Grand Hotel Iskenderun, bevor es am nächsten Morgen über die syrische Grenze geht.

An der Grenze - der zweite, spannende Grenzübergang - mussten wir viele Papiere vorzeigen und einen Zwangszoll entrichten. Der war für den billigen Sprit, den es in Syrien gibt und damit es sich nicht lohnt zum Tanken nach Syrien zu fahren. Unser Visum gilt außerdem nur 72h, sonst wäre der Zwangszoll noch viel höher ausgefallen. Die Grenzer waren junge Männer, die uns neugierig betrachteten - Westeuropäer kommen wohl nicht oft hier vorbei. Sie waren sehr nett und offen und nachdem wir warten mussten wollten sie irgendwann wissen, warum wir einen Stecker im Kotflügel haben. Ich sagte, das sei die Alarmanlage und dass wir den Stecker mitnehmen würden, wenn wir das Auto verlassen. Die Grenzer waren etwas ungläubig und ich ermutigte sie, den Stecker doch mal rauszuziehen und zu sehen, was passiert. Die Autotüren waren alle offen und als einer der Grenzer den Stecker zog, ging sofort die Hupe es Autos an, so dass er erstmal einen Satz rückwärts machte. Dann steckte er den Stecker wieder rein und die Hupe ging aus. Er grinste und zog den Stecker wieder raus. Dann steckte er ihn wieder rein, winkte seinen Kollegen und wieder: Stecker raus - Stecker rein. Die hatten vielleicht einen Spaß...

Als es dann weiter ging, fuhren wir nach Homs und von dort nach Osten durch die Wüste nach Palmyra. Eine sehr gut ausgebaute unbefahrene Straße (wahrscheinlich für busseweise Touristen, wenn mal ein Kreuzfahrtschiff kommt). Wir bretterten Vollgas durch die Wüste und waren am Nachmittag in Palmyra. Dort wollten wir noch schnell tanken und dann ein Hotel suchen. Also, Tankstelle gesucht, Tankwart kam (selber tanken durfte man nicht) und ich bestellte "Diesel" und "Voll". Er ging zur Zapfsäule - alles arabisch beschriftet - und ich fragte erneut "Diesel?". Er nickt und schon lief der Sprit in's Auto. Volltanken kostete 12DM und wir fuhren den letzten Kilometer in in die Stadt hinein. Das heißt, wir wollten, doch nach kanpp einem Kilometer stotterte das Auto und zog nicht mehr richtig. Ich roch am Tank und es roch nach Benzin! Mehr schlecht als recht kamen wir wieder zurück zur Tankstelle und haben dort unsere Tankfüllung "reklamiert". Der Tankwart brachte einen Schlauch, saugte mit dem Mund kurz an und ließ dann die ganze Tankfüllung einfach in den Sand laufen... Uns erschien das eine unglaubliche Umweltsünde, aber die Diskussion fängt man in einer fremden Kultur ohne gemeinsame Sprache nicht an. Danach gab's eine neue Tankfüllung - diesmal wirklich Diesel - und noch etwas Diskussion, weil wir diese nicht bezahlen wollten. Schließlich ist unser Auto mit einem "blauen Auge" davon gekommen und der Tankwart kann froh sein, dass nichts kaputt gegangen ist.

In Palmyra gab es ein einziges Hotel mit Pool, das laut Reiseführer auch das teuerste Hotel war. Man konnte dort auch "nur Pool" für 15$ Eintritt bekommen. Touristen waren weit und breit keine zu sehen und so versuchten wir unser Glück in dem Hotel und wollten den Preis runter handeln. Aber die Nacht sollte 100$ kosten (ca. 170DM) und das war uns zu viel. Der Rezeptionist wollte nicht handeln und dass sein Hotel menschenleer war, störte ihn wohl nicht. Also suchten wir uns ein kleines Hotel im Zentrum, wo wir für 30$ übernachteten. Na gut, kein Pool aber dafür ein netter Hotelbesitzer, der am Abend mit seinen Kumpels (einer war Arzt und der andere der zweite Bürgermeister von Palmyra) am Bürgersteig vor dem Hotel saß und Tee trank. Er lud uns auch dazu ein und so erzählten wir von unserer Tour und sie von der Stadt und von Syrien und der dortigen Regierung. Das hätten wir im großen, einsamen Hotel nicht erlebt!

Am nächsten Morgen sind wir um 5:30 aufgestanden und in die antike Ruinenstadt gegangen, um diese bis zum Mittag zu besichtigen.

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Die Ruinen der alten Stadt Palmyra
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Im Hintergrund die Kreuzritterburg
In der Wüste wird es dann doch irgendwann affenheiß und daher der frühe Ausflug. Kurz hinter dem Eingang der Ruinenstadt wollte uns ein Kamelverleiher seine Kamele leihen - für einen kleinen Ritt und ein Foto, aber als wir ablehnten, fragte er, ob wir nicht wenigstens einen Tee mit ihm trinken wollten. Und das taten wir dann auch und er war fast beleidigt, als wir ihm den Tee bezahlen wollten. Die Stadt war unglaublich weitläufig und man konnte sich vorstellen, wie sie mal mit Leben erfüllt gewesen sein musste. Gegen Mittag sind wir noch kurz ins Museum, wo wir die dazugehörigen Ausgrabungen besichtigt haben und am Nachmittag haben wir uns für 15$ Pool im großen Hotel gegönnt. Wir waren alleine - keine anderen Gäste im Hotel und die Bediensteten standen alle an den Fenstern, drückten sich die Nasen platt und schauten uns am Pool zu. Obwohl sie Tourismus kennen sollten, war sicherlich auch die Tatsche, dass meine Frau nur einen Bikini anhatte, ein guter Grund zum Schauen.

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Der einzige Pool in der ganzen Oase

Am Abend wollten wir zu Kreuzritterburg zum Sonnenuntergang. Ein netter Taxifahrer in der Stadt fragte uns, was wir heute Abend machen wollten. Nachdem wir sagten, wir wollen zur Kreuzritterburg, deutete er auf sein Taxi und meinte, er könne uns gerne hinauffahren, dies sei sein Auto. Ich sagte, es täte uns leid, aber wir fahren selber, deutete auf unseren Benz und sagte, dies sei unser Auto. Da fiel ihm die Kinnlade runter - jetzt kommen die Touristen schon mit dem eigenen Auto... Auf der Burg gab es dann doch noch ca. zehn weitere Touristen und der Sonnenuntergang sowie der Blick auf die gesamte Ruinenstadt von oben waren herrlich.

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Sonnenuntergang über Palmyra

Am nächsten Tag ging es über Damaskus nach Jordanien. Eigentlich wollten wir in Damaskus irgendwas besichtigen, aber die Durchfahrt durch Damaskus brachte mich verkehrtechnisch an den Rand des Wahnsinns. Man könnte ja gleich Autoscooter fahren, so wie das hier zu geht. Wir haben also nur Postkarten in der Hauptpost abgegeben und sind direkt weiter nach Jordanien gefahren.

Jordanien:

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Amman vom Restaurant im Zentrum aus

In Amman angekommen waren wir ersteinmal kaputt von der Fahrt durch die Wüste, durch Damaskus und das übliche Warten an der Grenze. Nach Kultur war uns nicht mehr und so haben wir uns ein Hotel gesucht und im Stadtzentrum zu Abend gegessen. Interessanterweise konnten wir alle wichtigten Sehenswürdigkeiten, die im Fremdenführer standen, von unserem Restaurant aus sehen, so dass wir kein schlechtes Gewissen hatten, mal faul zu sein. Am Abend beschloss ich noch zum Friseur zu gehen, da meine Haarpracht in der Hitze einfach zu viel war. Beim Friseur trafen wir einen netten alten Israeli, der fließend Deutsch sprach und uns seine Lebensgeschichte erzählte, wärend ich geschoren wurde und Tee trank. Am Rückweg wunderten wir uns, dass uns alle anstarrten - meine Frisur konnte es es nicht sein, die sah normal aus. Zurück im Hotel dämmerte es uns, dass es wohl die Kleidung meiner Frau war. Obwohl viele Frauen unverschleiert durch Amman liefen, war der Anblick eines Oberteils mit transparentem Baucheinsatz wohl doch eher in die Kategorie "aufreizend" einzuordnen.

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Der Grand Canyon von Jordanien

Am nächsten Tag ging es weiter nach Petra. Wir fuhren durch die Hochebene von Jordanien und durch den dortigen "Grand Canyon", der das Land auf Höhe des Toten Meers beeidruckend zerteilt. Unser Auto gehörte in Jordanien wieder zu den neuen Modellen, da es zwar viele Mercedes gab, aber fast nur /8er. Wir quartierten uns im ersten Hotel am Platz direkt neben dem Eingang vom Canyon in Petra ein und akzeptierten, dass die Nacht 130,-DM kosten sollte. Es war heiß, das Hotel hatte eine Klimaanlage und einen Pool. Außerdem hatten wir aus Syrien eine finanzielle Reserve, da das Hotel dort billig war und die Eintritte fast nichts kosteten.

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Der schmale Durchgang in die Felsenstadt Petra

Am nächsten Morgen wollten wir in die Felsenstadt Petra und es hieß im Reiseführer, der Eingang sei gleich hinterm Parkplatz vom Hotel. Also sind wir über den Parkplatz gelaufen und noch ein Stück weiter ohne Weg über massives Gestein. Irgendwo musste doch der Einlass kommen. Ach, da ist ja der Weg (leicht erkennbar an den anderen Touristen). Nur komisch, dass wir schon fast hinabklettern mussten, um auf ihn zu gelangen. Wir folgten den Touristen und freuen uns, dass es kaum welche sind. Irgendwann kommt der bekannte schmale Canyon und nach 2km Fußweg öffnet sich die Schlucht und der berühmte Felsentempel ist zu sehen. Ja, und wo war jetzt das Tickethäuschen? Der Eintritt sollte 50,- DM kosten, aber wo? Durch unsere "Parkplatzwanderung" waren wir unfreiwillig hinter dem Tickethäuschen auf den Weg gekommen und kamen umsonst rein.

Vor dem berühmten Felsentempel lag das obligatorische Kamel, das da auf den meisten Fotos liegt. Wir waren fast alleine und konnten uns den "Indiana Jones-Tempel" von innen anschauen. Na gut, viel Platz war da nicht - grad, dass man drin stehen kann und vielleicht 60m² groß. Von außen beeindruckend, innen fast nichts. Wir wanderten 7 Stunden durch Petra und sahen noch viele weitere, vergleichbare Tempel - sie stehen da im Dutzend. Der am Eingang bleibt aber der schönste.

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Der berühmteste Tempel in Petra - Indiana Jones lässt grüßen
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... und die stehen da, wie die Reihenhäuser...
Die Nabatär haben im 1. Jahrhundert nach Christus anstatt Gebäude zu errichten, einfach den weichen Sandstein weggehauen und in den Fels gebaut. Oder doch nicht die Nabatäer? Wir sehen eine Gruppe an Arbeitern, die gerade einen Tempel heraushauen. Alles Fake? Wir lesen im Reiseführer, dass Forscher versuchen, die damalige Bauweise nachzuvollziehen - na, dann werden die das wohl sein. Am Spätnachmittag kommen wir mit schmerzenden Füßen wieder zurück zum Hotel. Wir haben noch überlegt, am Kassenhäuschen unseren Eintritt nachzuholen, aber da saß keiner mehr.

Weiterfahrt nach Aqaba am Roten Meer, wo dann der Übergang nach Israel auf uns wartet.

Israel:

In Aqaba waren wir im Roten Meer baden und hatten sogar unseren eigenen, abgesperrten Hotelstrand. Daneben, durch eine lange Mauer getrennt, die 30m in's Meer reinging, war der öffentlich Strand. Das Wasser war flach und mit uns baden zwei arabische Familien. Die Jungs und Männer in Badehose, die Mädchen und Frauen in kompletter Kleidung - inkl. Schleier und Tauchermaske. Sieht schräg aus, aber sie haben ihren Spaß. Wir sind mit Badehose und Bikini eher "westlich" gewandet. Irgendwann merken wir, dass immer mehr Männer am Ende der Mauer im Wasser stehen und zu uns rüber starren. Sie kamen vom öffentlichen Stand und hatten wohl noch nie eine Frau im Bikini gesehen...

Am nächsten Morgen ging es über die Grenze nach Israel - die spannendste Grenze von allen. Kommen wir mit unseren Pässen rein? Sind unsere Visa in den Pässen auch nicht aus den "falschen Ländern", so dass man nicht mehr nach Israel reinkommt? Es hat alles geklappt. Man hat uns sogar angeboten, die Stempel auf einem extra Blatt Papier zu machen, damit wir mit den israelischen Stempeln im Pass später keinen Ärger bekommen. Meine Frau hat das gemacht, ich nicht, da mein Pass sowieso in 6 Monaten abläuft. Dann musste das Auto kontrolliert werden. Jetzt aber richtig, der ganze Innenraum und der Unterboden mit großen Spiegeln. Ein Trupp Grenzer und Grenzerinnen mit weißen Hemden nahmen alles, was lose war und schoben es in ein Röntgengerät. Hilfe von mir haben sie abgelehnt. Und auch die fünf Reserveräder und unser Auspufftopf mussten da durch. Danach waren ihre Hände und ihre weißen Hemden dreckig. Als alles wieder aus dem Röntgengerät rauskam, habe ich aus dem Werkzeugbeutel meine Arbeitshandschuhe geholt und alles wieder eingeladen.

Dann sind wir an's Tote Meer gefahren und haben dort gebadet. Genau gegenüber dem Ende des Grand Canyon aus Jordanien. Wer nicht mal selber im Toten Meer war, kann nicht nachvollziehen, wie das ist. Wir dachten, die Bilder vom Zeitunglesen im Wasser seien übertrieben, aber man schwimmt wirklich wie ein Korken im Wasser und bekommt kaum die Füße und Hände unter Wasser. Nach dem Bad noch ein kurzer Abstecher nach Jericho, wo Soldaten mit Maschinengewehren an jeder Kreuzung standen. Dann nach Jerusalem, und eine Übernachtung suchen.

Es war Sabbat, und die Stadt war Abends wie ausgestorben. Fast alles geschlossen und wir essen in einem FastFood, das ein Ambiente hatte, wie eine frisch dampfgestrahlte Leichenhalle. Unser Auto fängt an, schlagende Geräusche aus der Hinterachse zu machen. Ganz kurz war das in Jordanien schonmal hörbar, aber jetzt fuhren wir mit "Tock, tock, tock" durch die Stadt. Also Wagenheber raus, den Shell-Atlas vor den Vorderreifen, um das Auto vor dem Wegrollen zu sichern. Hinterrad ab und schauen: nichts zu finden, nichts locker. Also wieder zum Hotel.

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Ein Tor zur Altstadt Jerusalems

Am nächsten Tag besichtigen wir Jerusalem: Die Klagemauer, den Felsendom (gegenüber ist der Ölberg zu sehen), die Via Dolorosa und die Grabeskirche. Irgendwie kommt eine Mischung aus Touristen-Nepp und eintauchen in die Geschichte auf. Überall hängen Latschen und Kreuze als Andenken und dennoch spürt man, dass alles hier eine Geschichte hat.

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Dreisprachige Straßenschilder
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Via Dolorosa: Latschen, Kreuze, Tücher und Ikonen...
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Die Grabeskirche

Die Stadt ist eine bunte Mischung aus orthodoxen Juden (die einen nicht anschauen), Arabern und westlich aussehenden Menschen. Wir haben jedoch den Eindruck, dass sich die meisten hier nicht wohl fühlen, was uns tatsächlich auch von zwei von drei Leuten, mit denen wir in's Gespräch kamen, bestätigten.

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Der berühmte Felsendom
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Blick auf eine moderne Kirche auf dem Ölberg

Wir verlassen Jerusalem Richtung Mittelmeer und steuern über Tel Aviv nach Haifa. Unser Shell Atlas ist weg - er liegt immer noch am Parkplatz in Jerusalem, wo er als Wegrollschutz, seinen letzten Dienst tat. Unterwegs halten wir in einer Parkbucht der Autobahn und ich springe ins Mittelmeer. Irgendwie zäh heute, das Wasser, bis ich merke, dass ich durch Unmengen an Quallen schwimme. Zum Glück keine giftigen oder nesselnden Quallen. Damit war auch klar, warum sonst keiner hier badete. Das Auto macht Geräusche - nicht immer, aber immer öfter. Tock-Tock-Tock-Tock-Tock... In Linkskurven ist es weg, daher fahren wir manchmal etwas Schlangenlinien, dann hört das Schlagen aus der Hinterachse wieder für eine Weile auf.

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Der Schrein des Bab - ein Mausoläum auf dem Berg Karmel

In Haifa lernen wir, dass die Karmelitermönche von hier kommen - vom Berg Karmel. Wir besichtigen das Karmeliterkloster "Stella Maris" und sehen den Schrein des Bab, der erhaben auf dem Berg Karmel liegt und vom Hafen aus über eine lange Straße und viele terrassierte Gärten zu sehen ist. Dann sind wir am Quai, wo unsere Fähre abfahren soll. Sie ist ein bisschen verspätet und wärend wir warten, beschließen wir, endlich den Endtopf von unserem Auspuff wegzuschmeißen. Er landete in einem Müllcontainer am Hafen. Als das Schiff ankommt, fahren wir den Benz rein und gehen auf Deck, um die Abfahrt zu genießen und den Sonnenuntergang zu bewundern. Danach ist blöderweise das Schiffsrestaurant schon geschlossen und wir müssen hungrig ins Bett.

Auf See - Griechenland - auf See:

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Unser Benz am Fährhafen in Haifa -> ab nach Griechenland

Die gebuchte Fähre von "Salamis Lines" war die "Nisson Kypros" - eine ehemalige Eisenbahnfähre aus Schweden, die Ende der 50er Jahre gebaut wurde und nun für den griechischen Reeder fuhr. Wir hatten eine Außenkabine gebucht, weil ich damals mit Studentenrabatt buchen konnte und der Aufpreis dann nicht mehr hoch war. Die Idee war, unterwegs mehr sehen zu können. In der Kabine angekommen stellte sich jedoch heraus, dass die Kabine zwar ein großes Außenfenster hatte, aber direkt davor ein Rettungsboot hing. War also nichts mit Aussicht.

Nach den vielen Eindrücken unterwegs dachten wir, etwas Ruhe würde uns gut tun. Aber es war einfach nur langweilig auf dem Schiff, weil man nichts machen konnte. Das Schiff fuhr zunächst nach Limassol (Zypern), wo es allerdings sehr früh ankam und nich lange Aufenthalt hatte, da es ja schon verspätet losfuhr. Wir blieben also an Bord. Nächster Stopp war dann Rhodos. Immerhin hatten wir hier die Gelegeheit auszusteigen. Am Hafen liegt eine tole Viermast-Segelyacht - wir erkennen sie wieder, da wir sie in der Türkei schon einmal am Hafen gesehen hatten. Wir spazieren einmal durch die Altstadt, lernen die Touristenbuden und die völlig überteuerten Restaurants kennen und dann ging es nach ein paar Stunden auch schon wieder weiter.

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Rhodos... aber leider nicht unsere Yacht

Wir überlegten, was wir mit unserem Auto machen sollten: 6500km waren gefahren, 1500km noch vor uns. Die Hinterachse machte Lärm und ob das Auto wieder heim kommt, war fraglich. Der Beschluss war, dass wir einfach schauen, wie weit wir kommen. Völlig naiv haben wir überlegt, das Auto zur Not irgendwo abzustellen, Nummernschilder ab und mit dem Zug oder Flieger heimreisen. Dass dann unsere 3000,- DM Kaution beim Deutschen Zoll futsch wären, haben wir als Kollateralschaden akzeptiert. Endstation der Fähre war dann fast pünktlich im Hafen von Piräus.

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Ankunft mit der Salamis Line in Piräus

Von Piräus mussten wir nach Patras, wo unsere nächste Fähre nach Brindisi gehen sollte. Auch diese war schon gebucht und wir hatten eigentlich genug Zeit, dort hin zu kommen. Nachdem wir von der ersten Fähre runter waren, waren noch 7h übrig, um die gut 200km zu schaffen - da sollte auch noch ein schönes Mittagessen irgendwo am Golf von Korinth möglich sein. Wir fuhren los, nach kurzer Zeit meldete sich wieder unsere Hinterachse mit dem bekannten "Tock, Tock, Tock". Es war gut zu hören, wurde aber nicht lauter. Also, möglichst ignorieren und weiter. Wir kamen gut voran, bis etwa bei Egio, ein Stau kam, weil die Straße gesperrt war. Waldbrand hieß es - man konnte ihn in der Ferne sehen - hier würde die nächsten Stunden nichts weiter gehen, hieß es. Alle Fahrzeuge drehten um. Wir prüften die Möglichkeiten auf dem GPS und dem Psion - das kann auf so einem kleinen Bildschirm echt nervig sein. Der Shell Atlas lag ja noch immer in Jerusalem und wir dachten, dass wir es ab Griechenland auch ohne schaffen würden, Aber jetzt?

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Der Wald brennt, das Auto klemmt. Schaffen wir's noch?

Durchs Landesinnere über Kalavryta zu fahren ist ein langer Umweg - zurück nach Athen und dann auf der Nordseite des Golfs von Korinth entlang ein noch längerer. Gedanklich schreiben wir die Fähre nach Italien ab. Doch dann entdecken wir im GPS eine gestrichelte Linie im Golf und fahren dorthin zurück. Tatsächlich, ein Fähranleger und es scheint eine Fähre zum Nordufer zu geben. Die nächste geht laut Plan in einer guten Stunde. Also Geduld, warten und hoffen, dass das zeitlich noch klappt. Nur komisch, dass außer uns keiner hier wartet. In der Wartezeit habe ich mich wieder unters Auto gelegt und nach der Hinterachse gesehen, aber es ist immer noch nichts Auffälliges zu sehen. Dann kommt wirklich eine Fähre und bringt uns auch ans Nordufer. Dort sind wir dann nach Westen und über die Brücke am Westende des Golfs nach Patras rüber. Das "Tock, Tock, Tock" nervt, aber das Auto fährt noch. Es ist eine halbe Stunde vor Abfahrt, als wir am Fährhafen ankommen. Alle Autospuren leer - die Fähre ist beladen. Wir haben schon die Tickets und der Hand und werden überall durchgewunken und fahren als letzte auf die Fähre. Kurz darauf legt sie ab und wir gönnen uns endlich was zu Essen an Bord.

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Blick vom Nordufer des Golfs von Korinth
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Abfahrt nach Italien - dem Waldbrand entkommen

Die Fahrt nach Italien war über Nacht und daher war die Fährüberfahrt diesmal nicht langweilig, denn am nächsten Morgen waren wir schon in Brindisi. 1300 Kilometer noch - mal sehen, ob das Auto das schafft.

Italien:

In Italien wollten wir noch zwei Tage am "Sporn" des Stiefels verbringen, aber unsere Gelassenheit ist mittlerweile dahin. Schon kurz nach dem Losfahren in Brindisi lärmte die Hinterachse wieder los und es war nun eher ein "TOCK, TOCK, TOCK", was auch nicht mehr wegging. Der neue Plan ist, in einem Rutsch nach Hause zu fahren oder so weit es das Auto schafft.

Nach ca. 100km hatte ich plötzlich eine Idee. Beim Check des Autos, hatte ich ja auch die hinteren Achsmanschetten kontrolliert. Also eigentlich nur eine und aus der kam ein bisschen Öl rausgelaufen. Was, wenn da überhaupt nur ein bisschen Öl drin ist und der Verlust schon reicht, um das Gelenk dort nicht mehr richtig zu schmieren? Wir sind also beim nächsten Rasthof "TOCK, TOCK, TOCK" abgefahren und ich kaufte ein kleines Fläschchen Getriebeöl. Im Restaurant ließ ich mir ein paar knickbare Strohhalme geben. Dann das Auto hinten hochgebockt (leider kein Shell Atlas mehr als Wegrollschutz vorhanden), Reifen ab und die Manschette untersucht. Alles OK, alles trocken. Ich schraube die große Schelle der Gummimanschette auf, hebele sie mit dem Swisstool etwas nach oben, damit unten nichts rausläuft und stecke seitlich in die Öffnung den Knickstrohalm hinein. Dann forme ich aus festem Papier einen Trichter und gieße vorsichtig etwas Öl durch den Tricher in den Strohhalm.

Nach dem Zusammenbau gings weiter und - ja, das war die Lösung! Die Achse gab Ruhe und das kleine bisschen Öl, was mir beim Check in München rauslief, hatte gereicht, um die Schmierung genau an die Grenze zu bringen. Also, alles wieder OK, wir könnten entspannt weiter fahren. Jetzt ist das aber so eine Sache mit dem Stalltrieb. Gedanklich waren wir schon auf dem "in einem Rutsch nach Hause" Trip und so haben wir das dann auch gemacht. Der Sporn muss ein anderes Mal besucht werden.

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Sonnenuntergang bei Bologna auf der Autobahn

Bei Bologna ging endlos lange die Sonne unter, da wir nach Westen fuhren. Kurz nach Mitternacht waren wir über den Brenner und Nachts um drei dann in München. Geschafft - ausladen ist morgen!

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Mal wieder waschen wäre jetzt angesagt